, Martin Hüsler

Ehrenmitglied Andreas Hamm tritt kürzer

«Gelassenheit ist oberstes Gebot»: Schiedsrichter Andreas Hamm hört nach 1241 Spielen auf.

Die Handballriege hat allen Grund zur Dankbarkeit. Mit Andreas Hamm beendet ein Schiedsrichter seine Karriere, der über 1240 Spiele arbitrierte. Dem Verein hat er aber auch in anderen Chargen gedient – und tut es mit reduziertem Pensum weiterhin.

Man nimmt es ihm, dem gebürtigen Berner, auf Anhieb ab, wenn er sagt, die massgeblichste Qualität eines Schiedsrichters sei die Gelassenheit. Andreas Hamm hat sie in den 1241 Spielen, in denen nach seiner Pfeife «getanzt» wurde, immer wieder erfolgreich eingesetzt. «Es bringt nichts, wenn du als Referee bei intensiv geführten Spielen in die gleiche Hektik verfällst wie die Akteure auf dem Feld und auf der Bank.»

Früh zum Handball gekommen

Ein gewisser Toni Loretan ist teils dafür verantwortlich, dass sich der 1946 geborene und im bernischen Seftigen aufgewachsene Andreas Hamm dem Handball in einem Masse verschrieb, das viel Leidenschaft erkennen lässt. Loretan – in den 1950/60er-Jahren Spieler bei Oberseminar Bern, dem heutigen BSV Bern, und zwanzig Mal in die Nationalmannschaft berufen – war sein Turnlehrer. «Er hat die Turnstunden häufig in Handballstunden umgewandelt», erinnert sich Andreas Hamm, der dann ebenfalls bei Oberseminar Bern einstieg und mit 19 Jahren ins Kader der ersten Mannschaft aufrückte. Eine Verletzung zwang ihn, kürzerzutreten. Beim TV Länggasse Bern blieb er aber dem Handball treu.

Über die Landwirtschaft ins Transportgewerbe

Sport spielt eine wichtige Rolle in Andreas Hamms Leben. Aber es gibt natürlich auch den Berufsmann Hamm. Der Lehre als Landwirt schloss er ein Studium als Ingenieur agronom an, war darauf einige Zeit in der Entwicklungshilfe tätig und wechselte nach der Rückkehr in die Schweiz ins Transportgewerbe. Er wirkte am Steuer von Lastwagen und Cars an der Front genauso wie als Geschäftsführer im rückwärtigen Bereich. So bezeichnet er sich denn auch als Transportuniversalisten.

Als eine glückliche Fügung sollte sich ein Jubiläum erweisen, das der bernische Carhalterverband im Hotel Hecht in Appenzell feierte. Dort lernte er die Hotelierstochter Maria Knechtle kennen – womit sich die Lebensumstände in schönster Weise veränderten und Appenzell nach der Heirat zum Lebensmittelpunkt wurde. Hier machte sich Andreas Hamm selbstständig und gründete 1997 das Busreiseunternehmen Tracar, dem er auch nach der Übernahme durch die Wick Reisen und Transport AG in Wil verbunden bleibt.

Wiedereinstieg nach längerer Pause

Ein paar Jahre lang stand der Handball etwas weniger im Fokus. Erst als der 1985 geborene Filius Christian, der heutige Trainer des Fanionteams des TV Appenzell, zu Einsätzen in der U15 kam, packte es den Vater wieder. Er trat als Sponsor auf und übernahm 2001 die Geschäftsstelle der Handballriege. Unter Trainer Reto Valaulta wurde er Sportlicher Leiter und erwarb sich wesentliche Verdienste beim Aufbau einer Frauenabteilung.

2003 hätte der TV Appenzell vom Verband Bussen aufgebrummt bekommen, falls er keine Schiedsrichter stellen könnte. Dies wusste Andreas Hamm abzuwenden, indem er sich als Spielleiter zur Verfügung stellte. So lernte man in Ostschweizer Hallen bei Spielen von Juniorinnen, Junioren und der 3. Liga fortan Schiedsrichter Hamm kennen.

Seine Begeisterung für den Handball fand ihren Niederschlag ferner in der Übernahme des Präsidiums des Regionalverbandes Ost sowie in den Engagements als Verbandsdelegierter – dieser kann bei Bedarf ins Spielgeschehen eingreifen – und als Beobachter, der die Leistung anderer Schiedsrichter bewertet. 70 bis 80 Einsätze pro Saison summierten sich hier zu einem beachtlichen Pensum.

Ganz abgeschlossen hat Andreas Hamm seine handballerische Tätigkeit noch nicht. Als Koordinator Ost nimmt er sich der Weiterentwicklung der Schiris an und geht auf ihre Probleme ein. Er tut dies im Dienste einer Sportart, bei der ihn die Schnelligkeit, der Spielwitz und die bei aller Härte meist exemplarisch gut hochgehaltene Fairness faszinieren. «Es gibt selten Ausraster», zieht er aus der in zahllosen Spielen erworbenen Erfahrung ein befriedigtes Fazit.