, Dani Gmünder und Martin Kradolfer / Bilder: Livia Koller

Herren 1 gelingt Cup-Exploit gegen den NLB-Tabellenführer

In einem bemerkenswerten Willens- und Kraftakt ringt das 1.-Liga Herrenteam der Handballriege des TV Appenzell den NLB-Tabellenführer 25:24 (13:12) nieder und zieht somit in den Achtel-Final des Schweizercups ein.

Einer achtbaren Niederlage hätte man im Lager der Einheimischen wohl auch gebührende Beachtung geschenkt. Aber wenn`s schon mal läuft; warum nicht nach Höherem greifen. Dies schienen sich die TVA-Mannen ans Herz gelegt zu haben und boten dem Wühre-Publikum ganz starkes Handball-Kino. Und dies aus beruflichen Gründen erst noch ohne Topscorer Lucius Graf, wobei bei Wädenswil/Horgen Stammspieler fehlten. Dass das Spiel sich in seiner Intensität in die Richtung höherer Liga bewegte, zeigte auch der hohe Haftmittelbedarf, der öfter mal zu Stau an der «Versorgungsstelle» führte. 

Wühre "kochte" 

Bei Appenzell holten sich in der Abwehr Dano Waldburger, Rouven Bischof und Rouven Inauen die Bestnoten ab. Sven Sutter war mit acht Treffern bei acht Versuchen herausragender Torschütze. Ein denkwürdiger Handballabend endete so nach einer überzeugenden Teamleistung der Innerrhoder in einem Freudentaumel um die gesamte Mannschaft. Dass das Spiel jederzeit auf der Kippe stand, schien beim TVA niemanden wirklich zu beunruhigen. Der Glaube an einen möglichen Coup lebte von der ersten bis zur letzten Minute. Bemerkenswert mit welcher Abgebrühtheit, Abgeklärtheit und Ruhe die Mannschaft von Christian Hamm und Andreas Wild auch in den Schlussminuten diesen grossen Sieg ansteuerte. Ein Spiel, welches grossen Erinnerungswert tragen und sich zweifelsohne zu den Höhepunkten in der Vereinschronik gesellen wird. Das Publikum liess es sich nicht nehmen, sich vor allem in der endscheidenden Schlussphase von der attraktiven Handballkost mitreissen zu lassen und die Wühre wieder einmal richtig zum «Kochen» zu bringen. Stolz und Freude liessen sich nach dem Schlusspfiff in den Gesichtern der Appenzeller Protagonisten erkennen. Und die vielen fleissigen Helfer und Helferinnen waren auch nicht ganz unglücklich, dass keine Spielverlängerungen nötig wurden und es auch für sie richtig Feierabend gehen konnte. 

Begegnung auf Augenhöhe

Die über 200 Zuschauer kamen von Beginn weg in den Genuss von attraktivem Tempohandball und intensiv agierenden Abwehrreihen. In der 10. Minute konnte Sven Sutter ein erstes Mal erfolgreich am Kreis bedient werden, welcher den Anschlusstreffer zum 3:4 markierte. Freiheiten gab`s in diesem Match hüben wie drüben wenig zu geniessen, da sich beide Abwehrketten nur wenig Raum zugestanden. Eine Ausnahme zeigte sich in der Kreisposition, wo es für die Gastgeber am Ehesten Lücken zu finden gab. Der leidenschaftliche Einsatz der Verteidigungslinien führte vor allem bei den Gästen zu zahlreichen technischen Fehlern. In der 20. Minute fügte sich der eben eingewechselte Lukas Manser gleich mit einem Traumtor ein und brachte spürbar Schwung in die Angriffe. Nachdem Rouven Inauen mit einem beherzten Schuss für die erste Zweitore-Führung der Appenzeller sorgte, nahm der Gegner das Team-Time-Out. Appenzell blieb aber ruhig und konzentriert und brachte trotz einer Zweiminuten-Strafe einen 13:12 Führung in die Pause.    

Wahrer Fight bis zum Schluss

Die besagte TVA-Zeitstrafe wirkte sich auf den Beginn der zweiten Halbhälfte aus. Wädenswil gelangen drei Tore infolge und so gerieten die Gastgeber nach längerer Zeit wieder in Rückstand. Direkt im Anschluss gerieten die Gäste in ein kurzes Tief. Die Einheimischen brillierten in der Abwehr mitunter mit begeisternden Blockabwehren und erkämpften sich kurzum eine 18:15 Führung. Die Gastmannschaft reagierte aber mit seiner Klasse und glich in der Folge zum 18:18 aus. In dieser Phase hatte Jan Bischof Pech bei einer vermeintlichen Abwehraktion, liess aber prompt darauf wieder eine Glanzparade folgen. Mitte der zweiten Halbzeit entstand kurz der Eindruck, als ob den Zürcher Seebuben das Tore schiessen etwas leichter von der Hand ging und sie das Spiel unter Kontrolle nehmen könnten. Durch den erstaunlichen Widerstand der Appenzeller war an diesem Abend auch dem Oberligisten beizukommen. Im Angriff leistete Simon Manser beherzte Kraftakte und war sich für nichts zu schade. Trotz vehementer Gegenwehr suchte er unbeirrt den Abschluss zum Tor. Spielwitz und Kreativität bewies der wunderbar herausgespielte Treffer, welchen Ramon Hörler vom Kreis erfolgreich verwertete. In der 56. Minute fasste sich Rouven Bischof ein Herz und vollendete trotz grosser Bedrängnis zum 24:23. Den Ausgleich durch Oleksii Shcherbak (erfolgreichster Torschütze der Gäste) quittierte Sven Sutter mit seinem achten persönlichen Treffer zur neuerlichen Führung. Einem der auffälligsten Gästespieler Fabian Pospisil unterlief dann ein technischer Fehler und Christian Hamm nahm das Timeout. 35 Sekunden waren noch zu spielen – Lukas Manser misslang der Abschluss und Wädenswil nahm zehn Sekunden vor Ende sein Timeout. In einem letzten Kraftakt erzwang die Innerrhoder Abwehr einen weiteren technischen Fehler und sicherte sich den 25:24 Erfolg.

Was an diesem Abend ein weiteres Mal bestätigt wurde. Sollte der gute alte Krimi einmal ausgedient haben, gibt`s hoffentlich immer noch die Handballspiele in der Wühre. Und dies auf dem Liveticker und unserer Vereinshomepage zum Nachlesen.  

Für die nächste Runde Schweizercup steigen die Chancen beträchtlich auf einen NLA-Vertreter zu treffen. Bereits waren aus dem Publikum mit St. Otmar St. Gallen oder HC Kriens-Luzern erste Wunschgegner auszumachen. Andy Schmid wäre selbstverständlich ein gerngesehener Gast in der Wühre.    

Appenzell spielte mit: Jan Bischof/Flavio de Carli; Lukas Manser (3), Ramon Hörler (2), Yannik Inauen (2), Tim Thür, Dano Waldburger (1), Simon Manser (5), Rouven Bischof (2), Arie Thür (1), Rouven Inauen (1), Elias Valaulta, Sven Sutter (8).